Medienberichte der vergangenen Woche zeigten, dass die Stadtverwaltung Gastronomiebetriebe mit Aussenbereichen auf öffentlichen Grund zu einem massiven Abbau der Aussenbeleuchtung zwingen will. Damit entzieht sie der Stadt Zürich und ihren Bewohnerinnen einen Grossteil ihrer neugewonnenen Attraktivität. Wem die sture Auslegung des «Leitfadens Boulevardgastronomie» nützt, bleibt dabei rätselhaft.
Die Stadt Zürich knipst der Gastronomie die Lichter aus – zum Nachteil aller Beteiligten
Denn beim Aussenbereich der Restaurants und Bars handelt es sich vielfach um öffentliche Fläche, für deren Nutzung Gastronomiebetriebe die Stadt entschädigen müssen. Dabei gilt der Leitfaden «Boulevardgastronomie» des Tiefbaudepartements, nach welchem Lichtquellen im öffentlichen Raum verboten sind – genauso wie Podeste, Tribünen, Dekorationen, Feuerstellen oder Musik. Wenn sich die Stadt neuerdings also trotz positiver Erfahrungen wieder stur an ihren Leitfaden halten will, werden zahlreiche Gastronomiebetriebe ihre Dekorationen und Beleuchtungen im Aussenbereich wieder entfernen müssen. Handelt es sich beim Aussenbereich der Betriebe hingegen um Privatgrund, greifen die liberaleren Vorschriften des Amtes für Baubewilligungen. Faktisch schafft die Stadt damit Nachteile für Mieter von Aussenbereichen auf öffentlichen Grund, ohne dass dafür eine Notwendigkeit besteht.
Dass sich die Stadt plötzlich wieder stur auf den Leitfaden «Boulevardgastronomie» beruft, während man in den letzten Jahren die Betriebe dazu ermutigt hat, auf Aussenbereiche zu setzen, löst derweil bei allen Beteiligten Befremden aus. Denn die Stadt schadet damit nicht nur der Gastronomie, sondern schränkt darüber hinaus auch die Qualität des Freizeitangebots für die Anwohner ein. Im Falle des «Bierwerks» an der Europaallee ist zum Beispiel bekannt, dass auch die Anwohner die Belebung ihres Quartiers geschätzt hätten – gestört hat sich an der neuen Beleuchtung allem Anschein nach hingegen niemand.
Angesichts solcher Beispiele ist es völlig unverständlich, dass die Stadt einer willkommenen Belebung der Innenstadt nun einen Riegel vorschieben will. Dabei drängt sich zwangsläufig die Frage auf, warum man während der Pandemie offensichtlich ohne Probleme kulant sein konnte, jetzt aber zurückrudert und die Stadt Zürich ihrer neugewonnen Attraktivität beraubt.
Die City Vereinigung beobachtet seit längerer Zeit, dass die Bevölkerung der Stadt Zürich eine lebendige Innenstadt schätzt. Deswegen erfreuen sich Events wie das Night Shopping, das Sunday Shopping oder das New Year Shopping einer zunehmenden Beliebtheit – genauso wie das auch bei den «mediterranen Nächten» der Fall ist. Offensichtlich sehen das auch viele Mitglieder des Zürcher Gemeinderats so. Das zeigen gleich zwei Postulate vom 3. April, in welchen bürgerliche und linke Politikerinnen und Politiker eine Überarbeitung des «Leitfadens Boulevardgastronomie» fordern. Die Stadt täte gut daran, die Signale aus Politik und Bevölkerung ernst zu nehmen und die neugewonnene Belebung Zürichs zu erhalten.