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Eintrag vom 28.10.24

Stadtbegrünung und Verkehrsberuhigung – Auf dem Rücken des Gewerbes?

Der Zürcher Innenstadt stehen möglicherweise radikale Veränderungen bevor. Der Stadtrat verkauft sie mit schönen Schlagworten wie „Urbanität“ und „Grünflächen“. Doch die geplanten Massnahmen, insbesondere rund um den Hauptbahnhof, werden massive Auswirkungen auf den Detailhandel und die Erreichbarkeit der Innenstadt haben – und entgegen den Behauptungen der Stadt werden diese Auswirkungen vor allem negativer Natur sein.

Stadtbegrünung und Verkehrsberuhigung – Auf Kosten von ÖV, Detailhandel und Gewerbe?

Eine der umstrittensten Massnahmen betrifft den Löwenplatz. Die geplante Schliessung der Tramhaltestelle dort wird voraussichtlich zu einem Einbruch der Passantenfrequenz führen – ein harter Schlag für die Geschäfte an der Löwenstrasse. Für die Vereinigung Löwenstrasse, die sich seit Jahren für die Anliegen des dortigen Gewerbes einsetzt, ist das ein grosses Problem. Die unmittelbare Nähe zu einer Tramhaltestelle ist hier nicht nur ein Vorteil, sondern essenziell für die Kundenfrequenz, von der viele Geschäfte abhängen.

Die Stadt argumentiert, dass durch mehr Grünflächen und weniger Verkehr die Aufenthaltsqualität steigt. Aber was nützt eine erhöhte Aufenthaltsqualität, wenn dafür der Zugang zur Innenstadt erschwert wird? Die Vision eines „Hyperraums“ am Hauptbahnhof mag verlockend klingen, leider werden dabei die Bedürfnisse des Gewerbes jedoch komplett ignoriert. Die Innenstadt lebt nicht nur von schönen Plätzen, sondern von einer guten Erreichbarkeit für alle – auch mit dem Auto.

Auch der geplante Abbau der Tramverbindungen stimmt die City Vereinigung besorgt. Die Vorstellung, dass die zentrale Bedeutung des Hauptbahnhofs als Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs zurückgestuft wird, scheint weltfremd. Wer schonmal zu den Stosszeiten am Hauptbahnhof das Tram benutzt hat kann sich vorstellen, was passiert, wenn man die Tramgleise von vier auf zwei reduziert. Was als „Verschlankung“ verkauft wird, könnte die Verkehrsinfrastruktur an ihre Belastungsgrenze bringen und das gesamte Tramnetz destabilisieren. Auf Kosten der Stadtbevölkerung.

Vom Autoverkehr ganz zu schweigen. Die geplante Reduzierung der Zufahrtsmöglichkeiten durch eine Sperrung der Ost-West-Verbindungen rund um den HB wird dazu führen, dass sich der Verkehr auf andere Strassen verlagert. Der Bericht der Stadt versichert zwar, dies werde keine Mehrbelastung für angrenzende Quartiere verursachen. Konkrete Lösungsansätze fehlen jedoch. Dass zum Beispiel der Zugang zu den ohnehin immer knapper werdenden Parkmöglichkeiten dadurch massiv erschwert wird, scheint die Stadt nicht zu beunruhigen – im Gegenteil: es entsteht der Eindruck, dass diese Konsequenz sehr gerne in Kauf genommen wird. Das mag im Interesse einer gewissen politischen Agenda sein – die Menschen und das Gewerbe, die auf eine schnelle Erreichbarkeit angewiesen sind, dürfen hier aber nicht einfach als Nebensache behandelt werden.

Die City Vereinigung Zürich appelliert deswegen an die Stadt, die Pläne nochmals kritisch zu überdenken und die Bedürfnisse des Detailhandels und des lokalen Gewerbes ernst zu nehmen. Wir alle wollen ein lebendiges, attraktives Zürich, gerne auch mit Grünflächen und punktuellen Stadtverschönerungen. Die Bedürfnisse jener, welche unsere Stadt attraktiv machen, dürfen dabei aber nicht ignoriert werden. Es ist deswegen höchste Zeit für einen Dialog, der nicht nur Träume von Urbanität, sondern auch die Realität der Erreichbarkeit und Lebensfähigkeit der Innenstadt berücksichtigt.